Wissenschaftler haben herausgefunden, dass nächtliche Essattacken das Ergebnis eines komplexen Cocktails aus Biologie, Psychologie und Gewohnheiten sind, der Ihr Gehirn in einen „hungrigen Zombie“ verwandelt.
Die Gründe werden unerwarteter sein als Sie denken.
Hormonelle Falle
Nachts sinkt der Cortisolspiegel und Melatonin bereitet den Körper auf den Schlaf vor. Wenn Sie jedoch wach sind, löst dieses Ungleichgewicht einen Anstieg des Hungerhormons Ghrelin aus.

Eine Studie der Universität von Chicago ergab, dass Menschen, die 2 Stunden später als gewöhnlich zu Bett gingen, einen um 28 % erhöhten Ghrelinspiegel aufwiesen.
Der verwirrte Körper braucht schnelle Energie: Fettiges, Süßes, Salziges. Gleichzeitig ist Leptin, das für die Sättigung verantwortlich ist, „stumm“ – man isst, fühlt sich aber nicht satt.
Insulinschwankungen
Nachts verlangsamt sich der Stoffwechsel und die Bauchspeicheldrüse kommt mit der Belastung schlechter zurecht.
Wenn Sie tagsüber viele Kohlenhydrate gegessen haben, sinkt Ihr Glukosespiegel bis Mitternacht stark.
Das Gehirn nimmt dies als Bedrohung wahr und löst ein Notsignal aus: „Dringend essen!“
Wissenschaftler der Johns Hopkins University haben herausgefunden, dass Menschen mit Insulinresistenz dreimal häufiger nächtliche Hungergefühle verspüren.
Der Körper versucht, den Zucker zu stabilisieren, aber statt eines Apfels wählen Sie einen Keks – der Zyklus wiederholt sich.
Psychologische Auslöser
In der Nacht lässt die Selbstkontrolle nach: Der präfrontale Cortex, der für rationale Entscheidungen zuständig ist, „schaltet ab“.
Der im Laufe des Tages angesammelte Stress sucht sich ein Ventil in Form von Dopaminschüben – und Essen ist die zugänglichste Quelle dafür.
Einer Studie der UCLA zufolge essen 68 % der Menschen abends nicht, weil sie hungrig sind, sondern weil sie gelangweilt oder ängstlich sind.
Soziale Medien verschlimmern das Problem: Stanford fand heraus, dass das Ansehen von Lebensmittelwerbung im Bett das Verlangen nach Snacks um 45 % steigert.
Nährstoffmangel
Wenn Sie tagsüber nicht genügend Proteine oder Ballaststoffe zu sich nehmen, gerät Ihr Körper nachts in Panik.
Protein wird langsam abgebaut, hält das Sättigungsgefühl vier bis sechs Stunden lang aufrecht und sein Fehlen führt dazu, dass das Gehirn hier und jetzt nach „Treibstoff“ verlangt.
Bei Personen mit kalorienarmer Diät kommt es häufiger zu nächtlichen Energiedefiziten: Der Körper versucht den Energiemangel durch Kalorienraubzüge auszugleichen.
Zirkadiane Rhythmusstörung
Licht von Geräten unterdrückt die Produktion von Melatonin und stört die innere Uhr. Der Körper verwechselt Tag und Nacht und löst dadurch tagsüber stattfindende Stoffwechselprozesse aus.
Eine Harvard-Studie bestätigte, dass Teilnehmer, die vor dem Schlafengehen auf einem Tablet lasen, 250 Kalorien mehr zu sich nahmen als diejenigen, die Bildschirme mieden.
Ihr Gehirn glaubte buchstäblich, es sei Morgen – Zeit fürs Frühstück.
Genetischer Hintergrund
15 % der Menschen haben eine Mutation im CLOCK-Gen, das das Essverhalten reguliert.
Träger dieser Mutation essen nachts doppelt so häufig, auch wenn sie keinen Hunger haben.
Ihr Körper nimmt die Dunkelheit fälschlicherweise als Signal zur Nahrungssuche wahr, genau wie ihre Vorfahren, die in der Dämmerung auf die Jagd gingen.
Abschluss
Nicht immer ist nächtlicher Hunger die Schuld des Menschen. Es ist ein Krieg zwischen Evolution, Hormonen und dem modernen Lebenstempo.
Doch der erste Schritt zur Kontrolle ist das Verständnis der Ursachen.